Informieren Sie sich über Schwerefestpunkte (SFP) und deren Bestellmöglichkeit beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg.
Wenn es auf die Schwere ankommt...
► Qualitätsmerkmale Schwerefestpunktfeld
► Technische Merkmale Schwerefestpunktfeld
► Kontakt und Bestellmöglichkeit

Alle Vermessungen, die auf Dauer von Bestand sein sollen, müssen in einen übergeordneten Rahmen eingepasst werden. Er ist Voraussetzung für die zusammenhängende Darstellung des Landesgebietes in Karten und dient als Grundlage für die topographische Landesaufnahme, für Liegenschaftsvermessungen, für ausgedehnte Vermessungsarbeiten öffentlicher und privater Stellen sowie für Wissenschaft und Forschung. Aufgabe der Landesvermessung ist unter anderem, geeignete Bezugspunkte für Lage-, Höhe- und Schweremessungen auf der Erdoberfläche zu bestimmen.
Das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung aktualisiert laufend die Festpunktfelder und hält die Ergebnisse der Landesvermessung für die Nutzer bereit. Die Daten der Schwerefestpunkte können für ganz Baden-Württemberg beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung bezogen werden.
Neben dem Lage- und Höhenfestpunktfeld ist das Schwerfestpunktfeld die dritte geodätische Grundlage. Es überdeckt mit vermarkten Schwerefestpunkten (SFP) das ganze Land und ist in einem einheitlichen, bundesweiten Bezugssystem eingebunden. Aufgabe der Schweremessung ist die Bestimmung der Schwerkraft an der Erdoberfläche. Mit Hilfe der Schweremessungen und unter Berücksichtigung der Lage- und Höhenvermessungen lassen sich genaue Aussagen über die wahre Erdgestalt ableiten.
Schweremessungen geben auch Auskunft über die unterschiedliche Massenverteilung im Untergrund. Sie liefern wichtige Ausgangsinformationen für geowissenschaftliche Untersuchungen wie z.B. für Lagerstättenforschung und Erdkrustenbewegungen. Mit Hilfe von Gravimetern höchster Präzision werden Schwereunterschiede zwischen den einzelnen Punkten ermittelt. Dabei können Schwereunterschiede festgestellt werden, die sich bereits bei Höhendifferenzen von wenigen mm ergeben.
Qualitätsmerkmale Schwerefestpunktfeld
Schweresystem | Deutsches Hauptschwerenetz 1982 |
Deutsches Hauptschwerenetz 1996
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Kurzbezeichnung
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DHSN82 | DHSN96 |
Bestandteile
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DSGN76 + die Schwerenetze 1. Ordnung der alten Bundesländer |
DSGN94 + die Schwerenetze 1. Ordnung der Bundesländer |
Übergeordnetes Schwerenetz
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Deutsches Schweregrundnetz 1976 (DSGN76) |
Deutsches Schweregrundnetz 1994 (DSGN94) |
Schwereniveau und Maßstab
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Festlegung und Sicherung durch das DHSN82 |
Festlegung und Sicherung durch das DHSN96 |
Genauigkeit
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8 µGal | 2 - 4 µGal |
Schwere
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Betrag der Fallbeschleunigung im Erdschwerefeld |
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Punktanzahl BW, 1. bis 3.Ordnung
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ca. 7000 / geplant ca. 10000 | |
Höhenbezug
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DHHN12 | DHHN92 |
Bezeichnung der Punkte
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Schwerefestpunkte (SFP) | |
Punktdichte BW, 1. bis 3. Ordnung
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1 SFP auf 5 km² | |
Einrichtung, Erhaltung, Erneuerung durch
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Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung |
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Vermarkung
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In der Örtlichkeit zugänglich, dauerhaft auf horizontalen Flächen von Bauwerken, i.d.R. Stehniet |
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Maßeinheit
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Dimension der Schwere g: m/s² oder Gal (1 Gal = 1 cm/s²; 1µGal = 10nm/s²) |
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Differenz der Schweresysteme
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DHSN96 - DHSN82 = -19µGal |
Technische Merkmale Schwerefestpunktfeld
Bedeutung der Schweremessung:
• Bestimmung der Erdfigur.
• Bestimmung einer Bezugsfläche für Höhensysteme.
• Bereitstellung von Grunddaten zur Reduktion von Messdaten.
• Bereitstellung von Daten zur Erforschung des Aufbaus der Erde und ihre Massenverteilung.
• Bereitstellung von Daten zur Erforschung der Bewegung der Erdkruste.

Zwar läßt sich die Erde sehr gut durch ein Rotationsellipsoid approximieren, jedoch tragen neben der Massenanziehung und Fliehkraft die unregelmäßige regionale und lokale Massenverteilung und der unterschiedliche Aufbau der Erdkruste dazu bei, dass der tatsächliche Erdkörper von der Form eines Ellipsoides abweicht. Schwereänderungen in jedem Punkt der Erde haben zur Folge, dass die Lotrichtung variiert (Lotabweichung). Und da geodätische Messinstrumente immer mit Hilfe von Libellen in Richtung der Schwerkraft, der Lotlinie, aufgestellt werden, führt die Nichtbeachtung der Schwereverhältnisse zu fehlerhaften oder zumindest zu ungenauen Ergebnissen.
Fazit: Ohne ihre Kenntnis sind keine genauen und umfassenden Nivellements möglich.
Insbesonders bei Höhenmessungen muss deshalb eine Bezugsfläche gewählt werden, die in jedem ihrer Punkte senkrecht zu der jeweiligen Lotrichtung verläuft. Ideal wäre die Fläche ruhender Ozeane, weil sie sich nach Maßgabe der Schwerkraft ausbilden. Wenn man sich diese Wasserfläche anschaulich auch unter den Kontinenten fortgesetzt denkt, erhält man eine von den Schwereeinflüssen geprägte Erdform. Sie wird in Anlehnung an das griechische Wort für Erde als das Geoid bezeichnet und als eigentliche Figur der Erde betrachtet. Das Geoid stellt somit die ideale physikalische Höhenbezugsfläche für die Landesvermessung dar.
Durch feldtaugliche Feinmessgeräte für Schweremessungen, den Gravimetern, ist es möglich, Schwerenetze in höchster Genauigkeit zu bestimmen. Sie funktionieren nach dem Prinzip der Federwaage. Es werden Schweredifferenzen gemessen, weshalb die Geräte als Relativgravimeter bezeichnet werden. Absolute Schwerewertbestimmungen sind durch Messung der Fallbeschleunigung eines Körpers möglich. Die Geräte dafür werden Absolutgravimeter genannt. Die Messung läuft labormäßig ab. Auf Antrag führt das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung individuelle Schweremessungen nach Angabe des Interessenten aus.
Die Schwerewerte werden in Schwerenetzen auf einheitlichem Niveau zusammengefasst. Das Schwerefestpunktfeld von Baden-Württemberg ist in drei Ordnungen gegliedert und umfasst nach vollständiger Einrichtung ca. 10 000 Schwerefestpunkte (SFP). Die einzelnen Punkte sind vermarkt und z. T versichert. Ähnlich wie beim Höhenfestpunktfeld werden die Informationen in verschiedenen Unterlagen geführt. Der wichtigste Nachweis ist die Kartei der SFP. Dort sind die SFP unter der Punktbezeichnung mit Schwere-, Höhen- und Lageangabe, Vermarkungsart, Beschreibung und sonstigen Hinweisen aufgeführt. Eine Einmessungsskizze und ein Photo der Messsituation ergänzt die Darstellung.
Die Schwerefestpunkte werden jedem Interessenten auf Antrag zur Verfügung gestellt.
Auszug aus der Verwaltungsvorschrift (VwVNutzGeo vom 23.04.2009):
II Produktbereiche
Teil A
Geobasisdaten der Grundlagenvermessung (Seite 16 ff.)
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1.1 AFIS® - Standardausgaben/ - Auszüge
Der Basisbetrag für die Bereitstellung von Standardausgaben bzw. Auszügen aus Festpunktunterlagen ist der Tabelle A.1 zu entnehmen.
Ausgabe / Produkt | € / Produkt | |
Einzelnachweis | (einschließlich Punktbeschreibung) | 10 |
Auszüge aus analogen Festpunktunterlagen | (bis einschließlich DIN A3) | 10 |
Das anfallende Bereitstellungsentgelt berechnet sich aus dem gewählten Ausgabe/Produkt multipliziert mit der Anzahl der Einzelnachweise oder Auszüge und dem o.g. Basisbetrag. Mit diesem Bereitstellungsentgelt ist die interne Nutzung an bis zu 5 Arbeitsplätzen abgedeckt. Für eine weitergehende Nutzung ist das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung zu kontaktieren.
Hinweis: alle Entgeltangaben netto zzgl. gesetzlicher Umsatzsteuer.
Kontakt und Bestellmöglichkeit
Kundenberatung zu den Schwerepunkten:
Tel.: 0711 95980 - 218
Die Bestellung kann per Fax oder E-Mail beim
Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg erfolgen:
Fax: 0711 95980-708
E-Mail: geodaten@lgl.bwl.de